Sagen und Legenden des Schlosses Český Krumlov
Schloß
Nr. 57 - Salzstadel
Es wird erzählt, daß in diesem Haus viele Gespenster spukten.
Manchmal hatten Menschen, die hier wohnten, gar keine ruhigen
Nächte. Das soll die Schuld von zwei Wächtern sein, die das Salz
hier bewachten. Sie verbrachten ihre langweiligen Wachen mit
Würfelspielen. Einer von ihnen gewann viel, der andere hatte kein
Glück. Er wurde böse und wollte sich rächen. Zwischen beiden
Wächtern kam es zu einem wilden Kampf, und beide rasenden Raufbolde
kamen ums Leben. Manchmal, auch heute, sind Geräusche des Kampfes,
wilde Stimmen und das Stöhnen der Sterbenden zu hören.
Schloß
Nr. 65 - Bierbrauerei
In diesem Haus erklang in den Nächten eigenartiges Klopfen, als ob
ein Faßbinder auf Faßreifen schlägt. Der Sage nach sollte folgendes
passiert sein: einmal mußte ein sehr ehrbarer Faßbinder selbst das
Schilfrohr für die Abdichtung der Fässer vom Teich holen. Durch
einen unglücklichen Zufall fiel er aus dem Boot und ertrank. So
konnte er nicht die Aufgabe erfüllen, zu der er gegenüber der
Schloßherrschaft verpflichtet war. Auch nach seinem Tod hatte der
Faßbinder keine Ruhe, und bei Vollmond erschien er in der Werkstatt
der Brauerei, um seine Arbeit zu Ende zu bringen.
Schloß Nr. 59 - Schmalzkasten
Zu vergangenen Zeiten gab es in diesen Räumlichkeiten eine große
Holzkammer, in der das Holz für die Schloßverwaltung untergebracht
war. Die Schloßbediensteten mochten nicht das Holz abends oder in
der Nacht holen, weil es dort nicht sicher war. Man erzählte, in
der Kammer sei es zu einem gewaltsamen Tod gekommen, und der Geist
des Toten sei sehr heimtückisch gewesen. Er spielte den Menschen
schlimme Streiche. Einmal sogar fiel ein Holzstapel auf einen
Bediensteten, der nur mit Glück zur Seite springen konnte.
Keller
des IV. Schloßhofes des Schlosses Český Krumlov
In den Kellern wurde alter Wein vergraben und gelagert. Man erzählt
von einem Rosenberger Kellermeister, der so fleißig gewesen sein
soll, daß er den Wein auch nach seinem Tod pflegte. Er beriet seine
Nachfolger immer gut und half ihnen, Wein von köstlichem Geschmack
und Duft auszusuchen. Dieser Kellermeister war nicht nur ein
gütiger Geist, er spielte auch eine Reihe von bösen
Streichen.
Maskensaal
Mit dem Maskensaal verbindet sich die Sage über einen Bediensteten,
der bei einem Ball beobachtete, wie vom Hals einer reizenden Dame
das Perlenkollier fiel, ohne daß sie es merkte. Der Bedienstete
wollte das Kollier behalten. Seine schlechte Absicht wurde durch
die Gestalten der gemalten Grenadiere verhindert, die von den
Wänden heruntertraten und ihm nicht erlaubten, seinen Plan in die
Tat umzusetzen. Der erschrockene Bedienstete gab der Dame das
Kollier zurück und wurde seit der Zeit ein ehrlicher Mann.
Schloßtheater
in Český Krumlov
In einer der im Schloßtheater gastierenden Theatergesellschaften
spielte eine schöne Jungfrau namens Evelyne. Sie verliebte sich
unglücklich in den ersten Liebhaber David. Er erwiderte ihre tiefe
Liebe nicht. Im letzten Akt des aufgeführten Theaterstückes stieß
sie sich den Dolch in die Brust und starb direkt auf der Bühne. Ihr
Blut konnte nicht von den Brettern abgewaschen werden. Für eine
lange Zeit erinnerte der Blutfleck an das unglückliche
Ereignis.
Lustschloß
Bellarie
Nachdem das Lustschloß gebaut worden war, ereignete sich schon beim
ersten Fest ein großes Unglück. Eine Dame hatte den ganzen Abend
Kopfschmerzen. Sie hörte auf den Rat, einen vollen Becher Rotwein
zu sich zu nehmen. Nachdem sie es getan hatte, fiel sie auf das
Sofa und erwachte nicht mehr. Jedes Mal, wenn im Lustschloß ein
Fest stattfand, erschien unter den Gästen unerwartet eine
unbekannte Dame im roten Rokokokleid und mit hoher Frisur. In der
gleichen Weise, in der sie geheimnisvoll erschien, verschwand sie
vor dem Abschluß des Festes wieder. Man sprach von einer
geheimnisvollen Rokokodame.
Kleiner See im Schloßgarten
in Český Krumlov
Im Zusammenhang mit diesem See wurden wunderschöne Märchen über
Wasserfeen, die hier in der Nacht bei Mond tanzten, erzählt. Es
wird sogar überliefert, daß auf der kleinen Seeinsel ein Schatz
versteckt sei, der von Feen und Zwergen bewacht werde. Sie sollen
vorhaben, einen Teil des Schatzes der Person zu geben, die ihnen
gefällt. Es wird auch der Zauber eines Zauberworts erwähnt. Wer
diesen Zauber lösen kann, gewinnt den verborgenen Schatz. Es ist
bekannt, daß viele versuchten den Schatz zu finden, die Wasserfeen
und Zwerge erschienen jedoch nicht.
Rosenberger Weiße
Frau
Frau Perchta von Rosenberg, als Weiße Frau bezeichnet, lebte im 15.
Jahrhundert in Český Krumlov. Ihr Vater Ulrich II. von
Rosenberg ließ sie gegen ihren Willen und ohne Liebe den
mährischen Adligen Johann von Liechtenstein heiraten, der Perchta
das ganze Leben lang sehr quälte. Als er auf dem Totenbett lag,
ließ er Frau Perchta zu sich bitten und bat sie um Verzeihung. Sie
lehnte ab, und ihr Mann verfluchte sie. Seit der Zeit muß der Geist
der Weißen Frau von Rosenberg die Rosenberger Burgen besuchen und
erscheint immer in den Augenblicken, in denen es zu bedeutenden
Ereignissen kommen soll. Weiße Handschuhe an ihren Händen sagen
gute Ereignisse voraus, schwarze Handschuhe sind die Voraussage
eines unglücklichen Ereignisses. Die Sage von
der Weißen Frau wurde zum Sujet vieler Autoren.
Weitere Sagen :
Sagen
und Legenden der Stadt Český Krumlov
Sagen
und Legenden in der Region Český Krumlov
(hb)